Gesucht: Leitung für das Auswahlverfahren des Tutoriums-Trainer_innenlehrgangs (TTL) 2025/26

31. Juli 2024

Hintergründe und Ziele der Tutorien

Politischer Anspruch
Als Österreichische Hochschüler_innenschaft (ÖH) verstehen wir die Universität nicht als eine von der Gesellschaft abgehobene Institution, sondern als eng mit ihr verbundene. Genauso sind Studierende ein Teil der Gesellschaft, wirken in ihr und werden von gesellschaftlichen Verhältnissen geprägt. Unsere Politik beschränkt sich deshalb nicht auf die Universität, sondern muss einen gesamtgesellschaftlichen Anspruch haben. Wir engagieren uns gegen faschistisches, sexistisches, antisemitisches und rassistisches
Gedankengut, sowie gegen jede Form der Diskriminierung benachteiligter Gruppen. In diesem politischen Selbstverständnis bieten die Tutorien Studierenden einen Rahmen für kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, der Universität und dem eigenen Studium, und damit die Möglichkeit ein emanzipatorisches gesellschaftspolitisches Denken und Handeln zu entwickeln.

Erstsemestrigentutorien
Erstsemestrigentutorien sind Anfänger_innentutorien im Sinne des § 60 Abs. 1c UG 2002. Sie bieten den Studierenden Unterstützung bei der Bewältigung der leistungsmäßigen, organisatorischen und sozialen Anforderungen des ersten Studienjahres.
Der Studienanfang ist oft mit großen persönlichen Umbrüchen verbunden: ein neuer Wohnort, ein neues Umfeld und ein neues Studium. Die Erstsemestrigentutorien bieten den Studienanfänger_innen einen Raum, in dem sie Fragen stellen können und Informationen über das Studium von Studierenden in höheren Semestern erhalten, sich untereinander über Erfahrungen im Studium austauschen und sich gegenseitig zu unterstützen, und helfen dabei, sich ein soziales Umfeld im Studium aufzubauen.
Geschichtlich und auch in ihrer aktuellen primären Funktion haben die Erstsemestrigentutorien einen egalitären Anspruch. Während Studienanfänger_innen aus Akademiker_innenfamilien jemand haben, der ihnen bei Fragen zum Studium zur Seite stehen kann, sind Studierende aus Familien ohne Akademiker_innen auf sich gestellt. Die Erstsemestrigentutorien sollen dieses fehlende Umfeld durch Kontakt zu Studierenden älterer Semester und Vernetzung mit anderen Studienanfänger_innen zumindest teilweise ausgleichen.
Die Erstsemestrigentutorien werden von Studierenden älterer Semestern organisiert und abgehalten. Die sogenannten Tutor_innen fahren zu ihrer Ausbildung auf ein Ausbildungsseminar, das von Trainer_innen geleitet wird.

Ausbildungsseminar
Beim Ausbildungsseminar, das mehrtägig an einem Seminarort stattfindet, bekommen die zukünftigen Tutor_innen von den Trainer_innen die nötigen Fähigkeiten und Werkzeuge vermittelt, um selbst Tutorien halten zu können. Die Teilnehmenden erlernen Basics zu Gruppendynamik und Gruppenleitung und erarbeiten verschiedene Methoden und Gestaltungsmöglichkeiten für ihr Erstsemestrigentutorium. Dies und sämtliche Anfänge konkreter Planung der Tutorien erfolgen unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebensrealitäten von Studienanfänger_innen. Außerdem werden den
zukünftigen Tutor_innen Grundkenntnisse über die Hintergründe und Ziele der Erstsemestrigentutorien, sowie Kenntnisse über Anlaufstellen und ein Grundwissen über die ÖH vermittelt.
Die Tutor_innen sollen im Rahmen des Ausbildungsseminars ein Bewusstsein für die Vielfältigkeit der Hintergründe und Bedürfnisse der Studienanfänger_innen, sowie für die Rolle und Verantwortung als Tutor_in entwickeln. Das beinhaltet ein Verständnis für die Vielzahl unterschiedlicher sozialer Identitäten, beispielsweise Gender, Sexualität oder Migrationshintergründe, und das Hinterfragen der eigenen Einstellungen und möglicher Vorurteile.

Thementutorien
Thementutorien dienen der tiefergehenden Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen und der Vernetzung von Studierenden aus unterschiedlichen Studiengängen.
Thementutorien vermitteln den Teilnehmer_innen zusätzliche Kompetenzen und befähigen sie, zukünftig Tutorien mit mehr Sensibilität auf ein bestimmtes Thema zu leiten oder auch themenspezifische Tutorien anzubieten. Da wir uns als ÖH als eng mit der Gesellschaft verbundene Institution verstehen und die Gesellschaft auch in die Universitäten hineinwirkt, finden Thementutorien insbesondere zu gesellschaftlichen Fragestellungen und Diskursen statt. Auch die Thementutorien werden von Trainer_innen geleitet.

Funktion der Trainer_innen
Die Trainer_innen haben die Aufgabe, die Erstsemestrigentutorien-Ausbildungsseminare zu konzipieren und anzuleiten und den Teilnehmer_innen die Kompetenzen zu vermitteln, die sie brauchen, um Tutorien für Erstsemestrige zu halten.
Trainer_innen bringen hohe soziale Kompetenz und (Selbst-)Reflexionsbereitschaft mit. Sie sind sich ihrer Rolle und der damit einhergehenden Verantwortung bewusst und gestalten ihre Seminare bedürfnisorientiert im Bezug auf Teilnehmenden. Trainer_innen haben ein ausgeprägtes Bewusstsein und Reflexionsvermögen für gesellschaftliche Verhältnisse und Diskriminierungsformen, handeln dementsprechend respektvoll und können zudem die zukünftigen Tutor_innen für die diversen Hintergründe der Erstsemestrigen sensibilisieren.
Die Trainer_innen haben theoretisches Wissen zu Kommunikation und Gruppendynamik und können dieses nicht nur praktisch anwenden sondern auch bei Ausbildungsseminaren weitergeben. Zudem haben sie Kenntnisse um das Erstsemestrigentutorium und basales Wissen der Organisation der ÖH und wichtiger Anlaufstellen für Studierende. Die Trainer_innen sehen die Ziele der Tutorien als leitende Grundsätze für ihre Tätigkeit.

Der Tutoriumstrainer_innenlehrgang (TTL)

Ziele des Lehrgangs
Der Lehrgang soll die Teilnehmer_innen dazu befähigen, Trainer_innen zu werden und zukünftige Tutor_innen im Rahmen der Ausbildungsseminare auszubilden, wie es die Vereinbarung zwischen dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMBWF) und der Österreichischen Hochschüler_innenschaft (ÖH) vorsieht.
Im Rahmen des Tutoriumstrainer_innenlehrgang sollen die Teilnehmer_innen die im Abschnitt Funktion der Trainer_innen genannten Fähigkeiten und Kompetenzen ausbauen beziehungsweise erwerben und zu Trainer_innen ausgebildet werden. Das Ziel des TTL ist, dass die Teilnehmer_innen später bei Erstsemestrigentutorien und bei Thementutorien als Trainer_innen arbeiten.

Das Auswahlverfahren im Rahmen des TTL

Anforderungen an das Auswahlverfahren
Das Auswahlverfahren soll im Dezember 2024 stattfinden und muss eine Präsenzkomponente enthalten, die zumindest in Wien als auch in Graz angeboten wird. Durch das Auswahlverfahren soll eine objektive, faire und transparente Auswahl der Teilnehmer_innen erfolgen. Im Auswahlverfahren soll eine Reihe an Auswahlkriterien betrachtet werden, von denen manche nur im persönlichen Kontakt zu und/oder der Interaktion mit den Bewerber_innen überprüft werden können. Im Auswahlverfahren soll sowohl die Eignung der einzelnen Personen, als auch die Zusammensetzung der Gesamtgruppe beachtet werden.

Im eingereichten und beschlossenen Lehrgangskonzept wurden aus einer Umfrage folgende Kriterien für die Teilnehmer_innen des Lehrgangs abgeleitet und empfohlen:

  • Intrinsische Motivation für den Lehrgang und die Tätigkeit als Trainer_in
  • Commitment zur durchgehenden Anwesenheit am Lehrgang
  • Erfahrung mit gruppenzentrierten/prozessorientierten Seminaren (z.B. Ausbildungsseminare im ETut oder ÖH-Seminare)
  • Projekt- bzw. ÖH-Nähe (z.B. Erfahrung als Erstsemestrigentutor_in)
  • Offenheit für Vielfalt und antidiskriminierende Grundhaltung
  • Empathie und Einfühlungsvermögen
  • Reflexionsfähigkeit und Bereitschaft zur Weiterentwicklung
  • Gewissenhaftigkeit und Fähigkeit zur Selbstorganisation
  • Verträglichkeit, Freundlichkeit und kooperative Orientierung
  • Emotionale/psychische Stabilität und Belastbarkeit
  • Sicheres Auftreten und rhetorische Kompetenz

Da eine Gruppe mehr als die Summe ihrer Teile ist und optimale Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten bieten soll, sowie langfristig im Projekt aktive Trainer_innen hervorbringen soll, wurden darüber hinaus wurden folgende Kriterien für die Gruppenzusammensetzung abgeleitet und empfohlen:

  • Die Teilnehmer_innen sollen die Diversität der Gesellschaft widerspiegeln. Zu berücksichtigende Diversitätsmerkmale sind beispielsweise: Gender, Alter, Migrationshintergrund, ethnische Zugehörigkeit, Beeinträchtigung, First Generation Students, sozioökonomischer Hintergrund, sexuelle Orientierung, Betreuungspflichten, etc.
  • Studien-/Wohnort: Die Teilnehmer_innen sollten aus unterschiedlichen Studien- bzw. Wohnorten kommen, damit nach Abschluss des Lehrgangs Trainer_innen an unterschiedlichen Studienorten zur Verfügung stehen.

Schließlich gibt es formale Kriterien, die im Rahmen des Auswahlverfahrens überprüft werden sollen:

  • Teilnahme an einer der angebotenen Informationsveranstaltungen
  • Laufendes Studium (Mitglied der Österreichischen Hochschüler_innenschaft)
  • Verbindliche Zusage, an allen Modulen teilzunehmen
  • Fristgerechte Einreichung aller geforderten Unterlagen und Nachweise

Anforderungen an die Leitung des Auswahlverfahrens

Gesucht werden mindestens zwei Leiter_innen für das Auswahlverfahren. Mindestens eine Person der Bewerber_innen muss eine Trainer_innenausbildung im Ausmaß von zumindest 180h (à 60 Minuten) absolviert haben. Mindestens 50% der Lehrgangsleiter_innen müssen FLINTA*-Personen sein. Bei gleicher Qualifikation werden FLINTA*-Personen bevorzugt.

Aufgaben der Leitung des Auswahlverfahrens

Die Leitung des Auswahlverfahrens übernimmt die Organisation und inhaltliche Ausgestaltung des Auswahlverfahrens. Die finale inhaltliche Ausgestaltung des Auswahlverfahrens ist in Rücksprache mit der Lehrgangsleitung des TTL 2025/26 und dem Ausschuss für Tutorien festzulegen.

Die Leitung legt gemeinsam mit der Lehrgangsleitung dem Ausschuss einen Bericht über die Auswahl der Teilnehmer_innen vor. Dieser soll die Auswahlkriterien und die Anzahl und Namen der angenommenen sowie der abgelehnten Bewerber_innen enthalten.

Finanzierungsplan

Das Auswahlverfahren soll ein Gesamtbudget von 9.120,00 € nicht überschreiten. Dafür ist ein Finanzierungsplan zu erstellen.

Konzepteinreichung

Die Bewerbung hat neben den Lebensläufen aller Bewerber_innen zur Leitung des Auswahlverfahrens und einem Motivationsschreiben ein ausgearbeitetes Konzept mit folgenden Elementen zu beinhalten:

  • Nachweis der Trainer_innen-Ausbildung im Ausmaß von zumindest 180h (à 60 Minuten) von mindestens einer Leiter_in
  • Konzept für das Auswahlverfahren unter Berücksichtigung der Kriterien
  • Finanzierungsplan unter Berücksichtigung des zur Verfügung stehenden Budgets

Nützliche Hinweise:

  • Link zu den Richtlinien für Tutorien: https://etut.oeh.ac.at/richtlinie/
  • Es ist möglich über die ÖH-BV wie auch alle Hochschulvertretungen Räume der Hochschulen unentgeltlich zu mieten.
  • Es gibt eine Vereinbarung zwischen der BV und den JUFAs um dort vergünstigt zu übernachten.
  • Bewerbungen müssen bis zum 23. September 2024 als PDF per Email bei sekretariat@oeh.ac.at und etut@oeh.ac.at eingelangt sein.


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